Wenn bei uns das Telefon klingelt und diese Ansage unmissverständlich-pfälzisch durch den Hörer schallert, dann ist heut’ nicht schon wieder Weihnachten, sondern Weinlese im Deidesheimer Herrgottsacker. Aus diesem Anlass kramen wir im Paternoster Archiv zwei Geschichten hervor zum Thema Weinbau. Die eine wird erzählt von Hans-Günther Schwarz, dem ‘Godfather of Weinbau’, die andere von einem unbekannten Frankfurter Taxifahrer. Die einen sagen so, die andern eben so….
“Sch ‘ab jetzt ein super Plastikfass.”
Die Taxiauslese
„Heut’ geht mir alles schief. Heut’ hab ’sch nur Pesch”, eröffnet der Taxifahrer unser 22 Euro-Gespräch. Wir sind unterwegs in Frankfurt. Einmal einfach durch die Nacht. „Fängt damit an, dass ‘sch heut’ Morge’ mein Wein probier’ und merk’ dass ‘sch ’n versaut hab. Fuffzisch Liter,” hadert er in unverkennbarem Südosteuropahessisch.
Ich frage ihn, was er damit meint.
„Na ja, ’sch ‘ab Wein gemacht und gestern Säure abgezoge’ mit so eine Mittel – kannst Du kaufen”.
„Ja, wie, Sie haben also Weinstöcke und Kelter und so?”, will ich wissen.
„’Sch ‘ab ein Garte’ übenomme’ und er hat Weinrebe an so, wie heißt das auf Deutsch?” Seine Einhandbewegungen deute ich als Dachkonstruktion.
„Pergola?
„Pergola. Is idaljenisch, hä?
Kann sein.
„Auf alle Fäll ’sch bress’ mit de Hand, geht gut. Hab ‘sch von mein’ Opa in Kroatie gelernt. Hab dort alle Wein’ selber gemacht. Nur Holzfass war schlescht sauber zu halte. ’Sch ‘ab jetzt ein super Plastikfass.”
Meine Begeisterung wächst. Ich will alles ganz genau wissen.
„Is ganz einfach. Traube fange sofort an zu gäre. ’Sch mach nur Hefe dazu – kauf ’sch hier in de Drogerie auf de Adalbert Strasse, fahre wir gleisch dran vorbei – hab ‘sch kein Bock, nach Hofheim zu fahre, verschdehn Sie”.
Verstehe ich vollkommen.
„Dann zieh ’sch Säure ab. Meine Frau sagt immer, mach de Wein ned so sauer. Für misch is es gut, hat Alkohol, ein Gläschen und hoho”, sagt er und lässt seine Hand oh-là-là-mäßig durch die Luft sausen; so lässig aus dem Handgelenk, wie es nur Südeuropäer vermögen. Ich staune, er fährt fort: „Aber meine Frau meckert. Also, ’sch mach Mittel bissch’n rein, lass stehn, aahh, noch bissch’n, probier, ahh,noch ein ganz klein bissch’n, und bapp! Aus! Vorbei! Versaut! Meine Frau flippt aus wenn ’sch ihr das erzähl.”
Ganz so schlimm wird es wohl nicht kommen, entnehme ich seinem Lachen.
„Nächstes Jahr mach ‘sch weniger rein. Und wenn er zu sauer is, mach ‘sch wieder Zucker dazu.”
Was es denn für eine Sorte sei, will ich wissen.
„Is Rotwein, Sorte weiss ‘sch ned. Sch ‘ab den Garte übernomme vor drei Jahre.” Vor uns springt die Ampel auf Grün. „Nächstes Jahr mach ‘sch Weißwein.”
Gesprächsleitung: Michael Leidenheimer
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